Tonga: Abgeschnitten im Pazifik (2024)

Wie stark ist das Ausmaß der Schäden im Inselstaat Tonga? Wie gefährlich ist die aktuelle Situation? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vulkanausbruch

Von Jan-Frederik Wendt

50 Kommentare

Zwei Tage nach dem Ausbruch des unterseeischen Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha'apai in der Nähe des Inselstaates Tonga ist die Lage vor Ort weiter unklar. Der Staat ist von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten. Die stark beeinträchtigte Kommunikation mit dem Inselstaat erschwert die Hilfe.

Fragen und Antworten zu Tonga und dem Vulkanausbruch:

Wo liegen Tonga und der Vulkan?

Der Inselstaat befindet sich im Südpazifik. Zu Tonga gehören 170 Inseln – 36 sind unbewohnt. Der Unterwasservulkan Hunga Tonga-Hunga Ha'apai liegt etwa 30 Kilometer südöstlich der zu Tonga gehörenden Insel Falcon Island. Der Vulkan ist seit Dezember wieder aktiv. Erstmals hatte der Vulkan 2009 bei einer Eruption die Meeresoberfläche durchbrochen.

Inselstaat Tonga

ZEITONLINE

Nach oben Link kopieren

Wie heftig war die Eruption?

Der Ausbruch war nach Ansicht von Experten der weltweit stärkste seit 30 Jahren. Seit dem Pinatubo auf den Philippinen 1991 habe es keine derartig heftige Eruption gegeben, sagte der Vulkanologe Shane Cronin von der University of Auckland. Hätte sich die Eruption an Land ereignet, wären die Auswirkungen Cronin zufolge "apokalyptisch" gewesen.

Der Vulkan war an zwei Tagen in Folge ausgebrochen. Nach der ersten Eruption wurden kleine Tsunami registriert. Die zweite Eruption war auch im 2.000 Kilometer entfernten Neuseeland zu hören. In der ganzen Welt waren die Auswirkungen der Explosion messbar – auch in Deutschland. In Garching bei München konnte kurzfristig ein kräftiger Luftdrucksprung verzeichnet werden.

Es sei unklar, ob der jüngste Ausbruch den Höhepunkt der Aktivitäten darstelle. Möglicherweise bleibe der Vulkan noch mehrere Wochen oder Jahre unruhig. Mittlerweile hätten die Ascheschwaden sogar Australiens Ostküste erreicht. Das teilt der Wetterdienst WeatherWatch New Zealand mit.

Nach oben Link kopieren

Wie gefährlich ist die aktuelle Lage?

Der Ascheregen bereitet der Regierung in Tonga große Sorgen, weil dadurch das Trinkwasser vergiftet werden könnte. Hilfsorganisationen rieten den Bewohnern dazu, Maske zu tragen und nur Wasser aus Flaschen zu trinken. "Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, dass die Asche giftig ist und ihnen schadet, wenn sie sie einatmen, und dass sie eine Maske tragen müssen", sagte der Vizebotschafter von Tonga in Australien, Curtis Tu'ihalangingie.

Zudem könnte durch die Hilfslieferung das Coronavirus eingeschleppt werden. "Wir wollen keine weitere Welle, keinen Corona-Tsunami", sagte Tu'ihalangingie. Behörden warnten auch vor saurem Regen in der Region. Sorge gibt es vor allem um die abgelegeneren Inseln. Zu ihnen wurde noch immer kein Kontakt hergestellt.

Nach oben Link kopieren

Gibt es Tote?

Offizielle Berichte über Tote gab es zunächst nicht. Laut australischen Angaben gebe es keine hohe Zahl an Opfern. Dies gehe aus ersten Berichten hervor, sagte Pazifik-Minister Zed Seselja.

Der neuseeländische Fernsehsender TVNZ berichtet, dass eine Britin vermisst werde. Die Frau sei von einer Welle davongetragen worden, als sie versucht habe, ihre Hunde zu retten.

Nach oben Link kopieren

Warum gibt es keine Bilder?

Das genaue Ausmaß der Verwüstung ist nicht bekannt. Grund dafür sind unterbrochene Kommunikationsleitungen. Laut Netzwerkbetreiber könnte der Internetausfall noch tagelang andauern.

"Wir erhalten nur lückenhaft Informationen, aber es sieht so aus, als sei das Kabel durchtrennt worden", sagte der Direktor des Southern Cross Cable Network, Dean Veverka, der Nachrichtenagentur AFP. Die Reparaturen könnten bis zu zwei Wochen andauern. Das nächstgelegene Kabelverlegungsschiff sei in Papua-Neuguinea, Tausende Kilometer entfernt.

Nach oben Link kopieren

Wie stark ist das Ausmaß der Schäden?

Wegen der stark beeinträchtigten Kommunikationsverbindung ist die genaue Lage unklar. Militärflugzeuge aus Australien und Neuseeland erkunden das Gebiet. "Es ist eine schreckliche Zeit, aber Nuku'alofa steht noch, die Elektrizität wurde in vielen Häusern wiederhergestellt", teilte Neuseelands Hochkommissar in Tonga, Peter Lund, auf Facebook mit. Die Hauptstadt liege unter einer Schicht aus Vulkanasche. Aufräumarbeiten sollten in dieser Woche beginnen.

Erste Berichte zeigten, dass es an den Stränden Tongas erhebliche Schäden durch umhergeschleuderte Häuser gebe, sagte der australische Minister für den Pazifik, Zed Seselja. Etliche Ferienanlagen seien zerstört. Tongas Flughafen sei aber wohl in einem relativ guten Zustand.

Nach oben Link kopieren

Wie wird den Opfern geholfen?

"Die heute durchgeführten Flüge werden uns dabei helfen, festzustellen, wo Bedarf besteht", sagte die neuseeländische Ministerpräsidentin Jacinda Ardern. Eine Maschine des Typs Hercules solle Hilfsgüter in das Gebiet bringen. Falls die Landebahn des Flughafens zerstört sei, könnten die Pakete abgeworfen werden. "Wir wissen, dass dringend Wasser benötigt wird", sagte Ardern.

Neben den Nachbarstaaten kündigten auch die Weltgesundheitsorganisation WHO und das UN-Kinderhilfswerk Unicef Unterstützung an.

Nach oben Link kopieren
Tonga: Abgeschnitten im Pazifik (2024)

References

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Jerrold Considine

Last Updated:

Views: 5545

Rating: 4.8 / 5 (78 voted)

Reviews: 93% of readers found this page helpful

Author information

Name: Jerrold Considine

Birthday: 1993-11-03

Address: Suite 447 3463 Marybelle Circles, New Marlin, AL 20765

Phone: +5816749283868

Job: Sales Executive

Hobby: Air sports, Sand art, Electronics, LARPing, Baseball, Book restoration, Puzzles

Introduction: My name is Jerrold Considine, I am a combative, cheerful, encouraging, happy, enthusiastic, funny, kind person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.